In den beiden US-Bundesstaaten Texas und Louisiana lagern seit dem Jahr 1977 die größten und über die vergangenen Jahrzehnte aufgebauten Rohölreserven der Welt.

Auf rund 700 Millionen Fass Rohöl sitzt Amerika zurzeit, und blickt dabei auf eine unter Tage gespeicherte strategische Rohölreserve, die das gesamte Land im Notfall über einen Zeitraum von etwa zwei Monaten autark versorgen könnte.

Fracking läuft, zudem kein Angebotsschock mehr zu erwarten

Doch damit soll aus dem Blickwinkel einer Mehrheit in der neuen Trump-Administration wohl schon bald Schluss sein. Schlussendlich zeichneten sich an den Weltölmärkten keine Angebotsschocks nach Art der 1970iger mehr ab, so die offizielle Washingtoner Lesart.

Vielleicht könnte sich diese Sichtweise gar als richtig erweisen. Denn hinzu gesellt sich die Tatsache, dass Amerikas eigene Öl- und Gasproduktion auf Basis von Fracking-Technologien seit einigen Jahren förmlich durch die Decke schießt.

Kaum ein Wunder, dass sich Amerikas Rohölimporte in den vergangenen Jahren als deutlich rückläufig erwiesen haben. Im Hinblick auf einen potenziellen Verkauf der strategischen Rohölreserven sind die Reihen der Trump-Regierung allerdings nicht derart geschlossen, wie es nach außen den Eindruck vermitteln soll.

Weiterer Druck auf die OPEC-Länder

Unter anderem werden die Dinge im US-Energieministerium auf eine gänzlich andere Weise gesehen. Denn dort würde man es gerne sehen, wenn die strategischen Rohölreserven des Landes in der Zukunft gar noch aufgestockt würden.

Davon möchte insbesondere US-Präsident Donald Trump jedoch nichts wissen, der den Plan verfolgt, einen Teil der strategischen Rohölreserven des Landes an den Weltmärkten zu veräußern. Es lässt sich leichterdings vorstellen, in welche Bredouille die USA die OPEC-Länder einmal mehr bringen würden, falls dieser Plan in die Realität umgesetzt würde.   

Bei Licht besehen befinden sich die strategischen Rohölreserven der Vereinigten Staaten bereits in einem Schrumpfungsprozess. Denn der US-Kongress hatte schon vor einigen Jahren seine Genehmigung dazu erteilt, knapp 200 Millionen Fass Rohöl an den Weltmärkten zu veräußern, um die klamme Staatskasse aufzufüllen.

Reserven haben doch einen „höchst beruhigenden Effekt“ auf die Weltölmärkte

Eine gesetzliche Anordnung zur Substitution dieser Reserven ist bis heute ausgeblieben, so dass Experten damit rechnen, dass die strategische Rohölreserve der USA bis zum Jahr 2025 um rund 26% schrumpfen wird.

Befürworter des Erhalts der strategischen Rohölreserve argumentieren, dass die Vereinigten Staaten trotz einer wachsenden Ölproduktion in der Heimat und eines weiter abnehmenden Ölimports aus dem Rest der Welt keineswegs immun gegen Preisschwankungen an den Weltrohölmärkten würden.

Zu den Mahnern, die einen angedachten Teilverkauf der strategischen Rohölreserve der USA kritisch sehen, zählt unter anderem auch Robert McNally, einst Energieberater von Präsident George W. Bush.
Laut McNally sei es nicht nur mehr als kurzsichtig, sondern auch nicht sehr weise, davon auszugehen, dass die heutzutage gegebenen Bedingungen an den Weltrohölmärkten auch über einen Zeitraum der nächsten Dekaden unverändert anhalten werden.

Andere Stimmen weisen darauf hin, dass in der Vergangenheit allein die bloße Existenz der strategischen Rohölreserve in den Vereinigten Staaten „einen höchst beruhigenden Effekt“ auf die Weltrohölmärkte gehabt habe.

Spielraum zur Einflussnahme an den Weltrohölmärkten wurde nie genutzt

Allerdings – und darauf muss in diesem Kontext ebenfalls hingewiesen werden – haben es vorherige US-Administrationen verpasst Punkt für Punkt darzulegen, unter welchen Umständen eine Teilfreigabe dieser strategischen Rohölreserven überhaupt erfolgen würde.

Vielmehr findet sich hierin ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des US-Präsidenten, der eine solche Entscheidung trifft, um sich seine Entscheidung hernach vom US-Kongress abnicken zu lassen.

Viele Gegner eines Teilverkaufs der strategischen Rohölreserve führen zudem an, dass insbesondere das US-Energieministerium stets dem Argument das Wort geredet habe, laut dem sich eine Anhäufung und Hortung von Rohöl als politisch vorteilhaft erweise, und der eigenen Regierung Spielraum zur Einflussnahme an den Weltrohölmärkten verschaffe.

Die Befürworter haben darauf eine recht schlichte, jedoch nachvollziehbare Antwort parat, da das US-Energieministerium von diesem Vorteil in der Vergangenheit noch niemals Gebrauch gemacht habe – selbst dann nicht, als Not am Mann gewesen wäre.

Angedachte Sanktionen gegen Venezuela wohl der Hauptgrund

Neben einer Teilfreigabe der strategischen Rohölreserven in Reaktion auf Naturkatastrophen wie Hurrikan Katrina in der heimatlichen Golfregion seien diese Reserven bislang nur zwei  Mal im Angesicht von globalen Krisen angezapft worden: nämlich während der Operation Wüstensturm im Jahr 1991 sowie im Angesicht von Öllieferunterbrechungen aus Libyen im Jahr 2011.

Einer der Hauptgründe für die angedachte Teilveräußerung von strategischen Rohölreserven der USA durch die Trump-Regierung könnte sich derweil in einem ganz anderen Aspekt finden lassen.

Denn Washington schickt sich dazu an, Sanktionen gegen den südamerikanischen Staat Venezuela zu verabschieden. In diesem Zuge würde es zu einem zukünftigen Verbot von amerikanischen Rohöleinfuhren aus Venezuela kommen.

Immerhin liefert Venezuela tagtäglich rund 700.000 Fass Rohöl an Raffineriebetriebe an der amerikanischen Golfküste. Ein Teilverkauf der strategischen Rohölreserven des Landes könnte verhindern, dass die Margen der heimischen Raffinerien unter Druck geraten und die Benzinpreise ausgerechnet in der Hauptreisesaison zu Klettern begännen.

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